Übungen

Galileo-Leitlinien – Grundübungen

Ziel der Leitlinien
• Beschreibung der Prinzipien und der Praxis der Galileo-Vibrations-Therapie
• Vermittlung von Grundkenntnissen
• Anwendungsbeispiele bei häufigen Therapiezielen

Zur Beachtung: Die Galileo-Vibrations-Therapie hat eine große Variationsbreite. Die Leitlinie soll einen gemeinsamen Kern von Kenntnissen und Anwendungsbeispielen vermitteln, mit denen eine Therapie üblicherweise beginnen kann. Die seitenalternierende Vibrationen potenzieren alle therapeutisch induzierten Körperhaltungen und Übungen, deren Vielfalt darzustellen weder möglich noch intendiert ist.

Die Galileo-Vibrations-Therapie mit dem Galileo-System (Novotec, Pforzheim) ist geeignet um:
 Muskelleistung zu verbessern
 Muskelkraft zu steigern
 Balance zu verbessern
 Beweglichkeit und Elastizität zu verbessern
 Osteoporose zu behandeln
 Muskelverspannungen zu lockern und Muskeltonus zu beeinflussen
 Schmerz zu beeinflussen
 Inkontinenz zu behandeln
 Durchblutung zu steigern

Die Behandlung von Osteoporose mit der Galileo-Vibrations-Therapie ist eine Kombination aus den ersten vier aufgeführten Zielen.

Kontraindikationen:
• Akute Thrombose (in letzten 6 Monate)
• Akutes Steinleiden Niere oder Galle (akutes Ereignis in letzten 3 Monaten)
• Schwangerschaft
• Frische Endoprothese an unteren Extremitäten (< 3 Monate) • Frische Fraktur der Wirbelsäule (< 3 Monaten) • Frische intracerebrale Blutungen (< 3 Monate) • Frische OP-Wunden (< 3 Monate) • Akute/ chronische Verletzungen oder Weichteilschädigungen an den Füßen (z.B. diabetischer Fuß) (Frische Verletzungen, Wunden und Reizungen von Sehnen, Bändern und Muskeln sind spezielle Behandlungsoptionen, gehören also nicht zum Grundprogramm, und sind in diesem Rahmen Kontraindikationen) Herzschrittmacher sind keine Kontraindikation, da die Krafteinleitung in den Körper beim Vibrationstraining in der selben Größenordnung und besser kontrollierbar ist, als z.B. beim freien Gehen, auf einer Treppe oder auf unebenem Gelände. Erstkontakt Hinführung des Patienten zur Galileo-Vibrations-Therapie Ziel: • Patienten mit dem Gerät vertraut machen. • Mögliche individuelle Reaktionen bzw. Nebenwirkungen feststellen. • Wirkungen auf den Kreislauf kontrollieren • Dem Patienten das Gefühl vermitteln, wie Verteilung der Vibrationen im Körper geändert werden kann. Folgende Einstellungen (Parameter) können verändert werden: • Geräte-Frequenz • Fußstellung: a) Abstand von Mittellinie = Größe der Krafteinleitung (Abstand ist proportional zu Krafteinleitung) b) Fuß komplett/ teilweise auf der Platte c) Drehung Fußspitzen nach innen/ außen • Muskeltonus • Körperhaltung bzw. Gelenkstellung • Gewichtsverlagerung: Schwerpunktverschiebung über konstanter Unterstützungsfläche Grundposition: Füße ca. 1 Fußbreite auseinander, kompletter Sohlenkontakt. Knie & Hüfte leicht gebeugt (Erschütterung des Kopfes dadurch weitgehend vermeiden) Mit oder ohne Schuhe (abhängig vom Patienten, nach Einschätzung des Therapeuten) Ablauf: mit niedrigen Frequenzen (5-15 Hz) beginnen, bei Verträglichkeit auch höhere Frequenzen (15-27 Hz) anwenden. Anfangs festhalten. Knie- und Hüftbeugung variieren. Schwerpunkt vor und zurück, links-rechts verlagern. Füße breiter und schmäler stellen (=Amplitudenvariation = Variation der Krafteinleitung). Frequenz variieren. Frei stehen. Kombinationen dieser Variationen. Pausen nach individueller Reaktion. Kreislaufreaktion beachten: Hautfarbe, Puls. Verbale Spontanreaktion registrieren. Nach persönlichem Eindruck fragen. Cave Überforderung des Patienten vermeiden: Wiederholungszahl bei hohen Frequenzen beachten. Eine mögliche Gewebsschädigung ergibt sich aus der Wiederholungszahl, das ist das Produkt aus Frequenz und Dauer (z.Bsp. 1 min. bei 25 Hz = 1500 Zyklen. Das entspricht bei einer durchschnittlichen Schrittlänge von 80 cm einer Strecke von 1,2 km) Zu Beginn jeder Galileositzung W1 „Einschwingen“: ca. eine Minute bei langsamer (5-15Hz), subjektiv angenehmer Frequenz und mittlerer Fußstellung „einschwingen“. P-Serie (p= power = Leistung [Watt] = Kraft x Geschwindigkeit) P1 Tiefe Hocke Ziel: Muskelleistung der proximalen Muskulatur und Wirbelsäulenmuskulatur steigern. Hohe Frequenz: 20-27 Hz Zeit: Übung 2-3 x á 2 Min, dazwischen 1-3 Minuten hin- und hergehen. Fußstellung so breit wie dem Patienten möglich. Tiefe Hocke bis 90-Grad Kniegelenkposition. Fersen sollen noch auf der Platte sein. Breiter Stand. Leichte langsame Auf- und Abbewegung, so tief wie möglich. Bei Unsicherheit festhalten, aber Ziel ist es, die Übung ohne Festhalten durchführen zu können. Diese Muskelaktivitäten, z.B. geprüft beim Aufstehtest, haben nach geriatrischen Untersuchungen höchste Relevanz für Stürze und Bewahrung der Selbständigkeit. P2 Vorfußstand Ziel: Muskelleistung Wade/ Fuß (distaler Muskulatur) steigern, Hohe Frequenz: 20-27 Hz Zeit: Übung 2-3 x á 2 Min, dazwischen 1-3 Minuten hin- und hergehen. Fußstellung so breit, wie dem Patienten möglich. Leichte Beugung in Hüfte und Knie, Vorfußstand. Leichte langsame Auf- und Abbewegung der Ferse (heelrise). Bei Unsicherheit festhalten, aber Ziel ist es, die Übung ohne Festhalten durchführen zu können. F-Serie (F = force) Ziel: Steigerung von Muskelkraft und Muskelmasse Zur Steigerung von Kraft und Muskelmasse wird mit Zusatzgewichten geübt. Zusatzgewichte bis zu 50% des eigenen Körpergewichtes. Gewicht verstärken, wenn mehr als 12 Wiederholungen im angegebenen Tempo möglich sind oder die Standbreite variieren (Erschöpfungszustand der Muskulatur erreichen). Frequenz: ab 20-30 Hz Zeit: bis zur Ermüdung der Muskulatur F1 Tiefe Hocke Breitbeinig stehen, mit Zusatzgewichten bis 90 Grad in die Knie gehen. 4 Sekunden runter, 4 Sekunden hoch, Wiederholungen bis zur Erschöpfung. F2 Vorfußstand Knie sind leicht gebeugt. Fersen heben und senken im 4-Sekunden Rhythmus. Wiederholungen bis zur Erschöpfung. B-Serie (B = Balance) Ziel: Verbesserung der Haltungskontrolle, vor allem der seitlichen Balance, Haltungskontrolle in Sprunggelenken. Frequenz: 5-15 Hz (je niedriger die Frequenz, desto schwieriger die Übung) (variiert je nach Patient und Körperhaltung) Zeit: Jede Übung 1-2 Minuten durchführen, mehrere Wiederholungen einzelner Übungen sind möglich Startposition: Füße hüftbreit, Knie/Hüften leicht gebeugt (bei Fortschritt breitere Fußstellung) B1 Freihändig stehen bei langsamer Frequenz. B2 langsame Drehung Kopf rechts-links, so wie langsames Heben und Senken des Kopfes B3 Drehung Kopf und Rumpf gemeinsam B4 Gewichtsverlagerung, z.B. mit Greifübungen nach oben, unten und zu den Seiten. B5 Einbeinstand (bei Bedarf zusätzliche Bewegungen mit Schwungbein) B6 Vorfußstand = Fersen anheben B7 Wirbelsäule nacht hinten strecken, Arme über Kopf nach oben zur Deck strecken. S-Serie (S = Stretching) Ziel: Stretching zur Steigerung von Elastizität, Gelenkbeweglichkeit, Dehnung. Kniegelenke variieren zwischen Streckung und leichter Beugung. Vibration soll in dem behandelten Körperbereich gespürt werden. Frequenz: 10-15 Hz, subjektiv angenehme Schwingungsfrequenz. (variiert je nach Patient und Körperhaltung, d.h. Resonanzfrequenz) Zeit: Langsam in die gewünschte Endposition gehen, bis ein deutliches Spannungsgefühl zu spüren ist, dort ca. 10-30 Sekunden halten. Zurück in die Ausgangsstellung. 2-3 Wiederholungen. Jede Übung 1-2 min durchführen. S1 Rumpfbeuge mit durchgestreckten oder leicht gebeugten Knien tief nach vorne beugen, dabei nicht verdrehen und anschließend wieder langsam aufrichten. S2 Rumpf-Seitneigung Hand an der Hosennaht seitlich herunterschieben, Oberkörper darf nicht nach vorne oder hinten ausweichen. S3 Beckenkippung Füße hüftbreit, Knie und Hüfte gebeugt. Beckenkippung langsam vor und zurück. S4 Hohl-/ Rundrücken Arme locker auf Haltestange ablegen, Knie variieren zwischen Streckung und leichter Beugung, langsam zwischen Hohlkreuz und Rundrücken wechseln. O-Serie (O = Osteoprose) Ziel: die Behandlung von Osteoporose auf dem Galileo ist eine Kombination der vorangegangenen Beschreibungen der P-, F-, B- und S-Serie. In der vom Arzt oder Therpeuten durchgeführten Untersuchung werden für die anschließende Therapie Schwerpunkte festgelegt. Werden Defizite im Bereich der Leistung und Kraft gefunden werden Übungen überwiegend aus der P- und F- Serie ausgewählt. Liegt das Handicap des Patienten mehr im Balance- und Haltungsbereich sind Übungen schwerpunktmäßig aus der B-Serie durchzuführen. Ist das Hauptproblem mehr auf dem Gebiet der mangelnden Elastizität und Bewegungseinschränkung zu finden, liegen dem Übungsprogramm vermehrt die Übungen aus der S-Serie zugrunde. I-Serie (I = Inkontinenz) Ziel: Beckenbodentraining, Behandlung von Blasenschwäche und Wahrnehmungsschulung des Beckenbodens. Körperposition/ Beckenkippung individuell so variieren, dass Vibrationen im Zielgebiet zu spüren sind. Mehrere Wiederholungen der einzelnen Übungen sind sinnvoll. Für angstfreies Trainieren ist der Gebrauch einer Vorlage sinnvoll. Auftretender Urinverlust zeigt an, dass der Reiz richtig an der Blase ankommt. Zu Beginn der Therapie eher mit leerer Blase, mit zunehmender Kräftigung mit vollerer Blase trainieren Trainingsreize variieren durch breitere Beinstellung und unterschiedliche Füllungsgrade der Blase. Frequenz: 10 - 27 Hz, je nach Resonanz Zeit: je Übung 2-3 Minuten P1 gehört als Standardübung zu jedem Beckenboden-Training. I1 Wahrnehmungsschulung Beckenboden Ziel: für den Patient im Unterbauch wahrnehmbare Vibrationen hervorrufen. Suchstrategie „Ausgangsstellung“: bei mittlerer Frequenz (15Hz) mit hüftbreiter Fußstellung Knie- und Hüftbeugung variieren, um Körperhaltung mit optimaler Vibration des Beckenbodens zu finden (Resonanz). Wenn bei 15 Hz keine deutlichen Resonanzen im Beckenboden auszulösen sind, Suchvorgang mit 10Hz und 20 Hz oder anderen Frequenzen wiederholen. Mögliche Variationen: - Kniebeugung/ -streckung - Fußabstand/ Fußstellung - Oberkörper vorneigen, evtl. mit Aufstützen - Frequenzvariationen I2 In individueller Optimalposition willentliches An- und Entspannen des Beckenbodens. Übung ca. 1-2 Minuten durchführen. I3 Valsalva In individueller Optimalposition durch Pressen mit verschlossenem Mund (Valsalva- Manöver) oder durch Druck mit den Händen auf den Unterbauch den intraabdominellen Druck erhöhen. Übung ca. 10 mal wiederholen. I4 Beckenkippung Füße hüftbreit, Knie und Hüfte gebeugt. Beckenkippung langsam auf und ab, in der Endposition 10-30 Sekunden halten. Vibrationen im Beckenbereich bewusst wahrnehmen. I5 Sitzen Mittig auf Galileoplatte sitzend, Bewegungsvariation zwischen Rund- und Hohlrücken, anfänglich die Beine gestreckt. I6 Variationen aus der Alltagssituation Stehend, mittlere Position, Blick in den Raum hinein: Gewichten aufheben, halten, evtl. fangen etc. C-Serie (C = Circulation/ Durchblutungssteigerung) Ziel: Durchblutungssteigerung Hohe Frequenzen: 17 - 27 Hz Zeit: 3 – max. 9 Minuten Zu erwartendes Gefühl: Kribbeln bis hin zu Jucken in den beübten Regionen, oft Rötung der Haut und Erweiterung der Venen. C1 Stehend Fußposition hüftbreit, max. so breit, dass Füße auch bei hohen Frequenzen noch am Platz gehalten werden können, Knie sind leicht gebeugt. Der Körperschwerpunkt wird nun langsam in ständigen Minimalbewegungen verlagert. Übung sollte prinzipiell stehend durchgeführt werden. Personen, die nicht stehen können, führen die Übungen alternativ auf einem Hocker vor dem Galileo aktiv sitzend durch. C2 Sitzend Kniewinkel ca. 90° Fußposition hüftbreit, max. so breit, dass Fußposition bei Vibration noch gehalten werden kann (evtl. Druck auf Füße erhöhen durch Aufstützen auf Knie mit Unterarmen/ Kutscherhaltung). Kleine Bewegungen in Sprunggelenken durchführen. Als Steigerung abwechselnd von Zehen zu Fersen abrollen und zurück.